Dienstag, 7. Juli 2015

06.07.15 - "Die letzte Zeit in Chilumba"

Es ist verrückt, dass ich in weniger als zwei Wochen (am 15. Juli) Chilumba verlassen werde. Realisieren kann ich es noch nicht wirklich... Ich habe hier in Chilumba so etwas wie eine neue Heimat gefunden und mich innerhalb von 11 Monaten, an ein komplett neues Leben gewöhnt, das mir ganz am Anfang doch so seltsam und fremd vorkam. Das nun alles zurücklassen zu müssen ist nicht einfach. Ich erinnere mich noch gut an die ersten Tage, wo ich am liebsten direkt wieder Heim geflogen wäre und mich ernsthaft gefragt habe, wie man so beknackt sein kann, um solch einen Freiwilligendienst zu machen.
Inzwischen hat sich meine Meinung dazu etwas geändert und ich bin für meine bisherige Zeit unfassbar dankbar. Ich habe so viel erleben und sehen dürfen, was sich mit ein paar Fotos und Blogeinträgen gar nicht ausdrücken lässt! Die Erfahrung, eine neue Kultur kennenzulernen ist wirklich einmalig und hat mich persönlich in vielerlei Hinsicht geprägt. Ob ich nun „erwachsener“ geworden bin, sei mal dahingestellt. Sollte einer von Euch also noch die Möglichkeit haben, solch einen Freiwilligendienst zu machen, würde ich auf alle Fälle dazu raten. Meiner Meinung nach ist es keine verschwendete Zeit, wie manche sagen.
Ich wünsche mir aber auch, dass ich meinen Freunden, Schüler und Bekanntschaften in Malawi etwas auf den Weg mitgeben konnte. Das ich ihnen in schwierigen Situationen helfen konnte, ihnen eine gute Freundin war und das Bild des „Mzungu“ (so nennt man die Weißen) „verbessern“ konnte.
So traurig es mich auch macht Chilumba, mit all den wunderbaren Menschen und Erinnerungen, verlassen zu müssen, muss ich dennoch sagen, dass ein Jahr jetzt genug ist. Noch länger bleiben, könnte ich mir vorerst persönlich nicht vorstellen (Wiederkommen werde ich aber definitiv!!). Es sind verschiedene Gründe. Der Hauptgrund zum einen, dass ich mich danach sehne, Zeit mit meiner verrückten Familie zu verbringen und viele meiner Freunde unbedingt sehen möchte! Der andere Grund ist aber auch, dass ich wieder mehr zu tun brauche. Ein bisschen Stress kann schließlich auch etwas Schönes sein. Das habe ich in Malawi nicht wirklich und merke, wie faul ich doch manchmal bin. Genossen habe ich die viele freie Zeit definitiv, war in meinem gesamten Leben noch nie so entspannt und werde mich in Deutschland wahrscheinlich danach sehnen. Momentan möchte ich aber lieber ein bisschen Stress haben...

Abschließend lässt sich sagen, dass ich versuche die letzten Tage nochmal in vollen Zügen zu genießen und möglichst viel Zeit mit meinen Mitmenschen verbringen werde. Das mein Jahr am „anderen Ende der Welt“ jedoch bald vorbei sein wird, werde ich wahrscheinlich erst beim Abschied realisieren. In meinem Kopf ist es jedenfalls noch nicht „angekommen“. All zu viel möchte man sowieso nicht daran denken...

Meine Pläne nach Chilumba: Nachdem ich meine Mitfreiwillige Carmen am 21. Juli zum Flughafen begleitet habe, werde ich noch etwas in Malawi herumreisen. Es wird mit großer Wahrscheinlichkeit für ein paar Tage nach „Likoma Island“ gehen - eine Insel mitten im Malawisee. Alles andere wird sich noch ergeben. Mein Papa macht sich schon Sorgen, dass ich am Ende alleine durch die Gegend reise. Darauf wird es aber höchstwahrscheinlich nicht hinauslaufen...

Dieser Blogeintrag wird einer meiner letzten sein. Ich denke, dass ich ganz am Ende noch einen schreiben werde und vielleicht, wenn ich wieder in Deutschland bin. Wird sicherlich am Anfang eine riesige Umstellung sein, sich an den ganzen Luxus und das alte Leben zu gewöhnen.
Werde übrigens etwa ein halbes Jahr zu Hause bei Papa und Lennart wohnen und zum Frühlingssemester mit dem Studium beginnen.

Also bis bald in Deutschland – ich freue mich auf Euch!
<3 <3 <3