Montag, 17. August 2015

17.08.15 - "BACK IN GERMANY"

Seit Freitagmorgen (um 7:00Uhr) habe ich also wieder deutschen Boden unter den Füßen!
In Empfang wurde ich von meiner Familie, Tante, Onkel und Cousine genommen. Logischerweise war die Wiedersehensfreude riesig und selbst ein paar Tränchen hatte ich in den Augen. Einfach toll die vertrauten Menschen nach solch langer Zeit in die Arme zu schließen!! Wie sehr habe ich mich doch manchmal in Malawi danach gesehnt.

An sich ist alles so wie vor einem Jahr. Kassel hat sich nicht wirklich verändert und das Wetter ist zur Zeit kühl und regnerisch – also wie gesagt, alles beim „alten“.
Gestern hat eine ältere Dame gesagt: „Die Seele läuft zu Fuß“ und damit hat sie ziemlich recht. Meine Seele ist vielleicht gerade irgendwo im Norden Afrikas, aber definitiv noch nicht in Europa.
Mein jetziger „Gefühlszustand“ ist schwierig zu beschreiben. Auf der einen Seite die Freude zurück zu sein und den ehemaligen Luxus zu genießen, auf der anderen Seite muss ich darauf auch erst mal „klar kommen“. Ich werde mir noch mal auf ganz neue Weise bewusst, was ich vor meiner Zeit in Malawi, für ein Leben im Überfluss geführt habe. Man hat einfach so unglaublich viel Zeug!

Was für mich auch nicht gerade einfach ist, dass sich Familie und Freunde gar nicht wirklich vorstellen können, wie ich in Malawi gelebt habe und warum es mir nicht ganz einfach fällt, direkt wieder in Deutschland anzukommen. Ich bin definitiv froh zurück zu sein und genieße es, aber ein Jahr Aufenthalt im Ausland kann eine Person sehr prägen. Ich glaube ich muss mich erst mal „neu orientieren“ und meinen Platz „wiederfinden“. Das wird sicherlich seine Zeit brauchen…

Ich verabschiede mich, denke mit einem Lächeln an das warme Herz Afrikas (Malawi) zurück und freue mich auf eine neue und sicherlich gute Zeit!

Liebste Grüße,
Carlotta

Montag, 3. August 2015

Bilder #9

Liwonde National Park
Cape Maclear
die Weltkarte in der Bücherei ist endlich fertig
meine Schülerinnen

Dienstag, 7. Juli 2015

06.07.15 - "Die letzte Zeit in Chilumba"

Es ist verrückt, dass ich in weniger als zwei Wochen (am 15. Juli) Chilumba verlassen werde. Realisieren kann ich es noch nicht wirklich... Ich habe hier in Chilumba so etwas wie eine neue Heimat gefunden und mich innerhalb von 11 Monaten, an ein komplett neues Leben gewöhnt, das mir ganz am Anfang doch so seltsam und fremd vorkam. Das nun alles zurücklassen zu müssen ist nicht einfach. Ich erinnere mich noch gut an die ersten Tage, wo ich am liebsten direkt wieder Heim geflogen wäre und mich ernsthaft gefragt habe, wie man so beknackt sein kann, um solch einen Freiwilligendienst zu machen.
Inzwischen hat sich meine Meinung dazu etwas geändert und ich bin für meine bisherige Zeit unfassbar dankbar. Ich habe so viel erleben und sehen dürfen, was sich mit ein paar Fotos und Blogeinträgen gar nicht ausdrücken lässt! Die Erfahrung, eine neue Kultur kennenzulernen ist wirklich einmalig und hat mich persönlich in vielerlei Hinsicht geprägt. Ob ich nun „erwachsener“ geworden bin, sei mal dahingestellt. Sollte einer von Euch also noch die Möglichkeit haben, solch einen Freiwilligendienst zu machen, würde ich auf alle Fälle dazu raten. Meiner Meinung nach ist es keine verschwendete Zeit, wie manche sagen.
Ich wünsche mir aber auch, dass ich meinen Freunden, Schüler und Bekanntschaften in Malawi etwas auf den Weg mitgeben konnte. Das ich ihnen in schwierigen Situationen helfen konnte, ihnen eine gute Freundin war und das Bild des „Mzungu“ (so nennt man die Weißen) „verbessern“ konnte.
So traurig es mich auch macht Chilumba, mit all den wunderbaren Menschen und Erinnerungen, verlassen zu müssen, muss ich dennoch sagen, dass ein Jahr jetzt genug ist. Noch länger bleiben, könnte ich mir vorerst persönlich nicht vorstellen (Wiederkommen werde ich aber definitiv!!). Es sind verschiedene Gründe. Der Hauptgrund zum einen, dass ich mich danach sehne, Zeit mit meiner verrückten Familie zu verbringen und viele meiner Freunde unbedingt sehen möchte! Der andere Grund ist aber auch, dass ich wieder mehr zu tun brauche. Ein bisschen Stress kann schließlich auch etwas Schönes sein. Das habe ich in Malawi nicht wirklich und merke, wie faul ich doch manchmal bin. Genossen habe ich die viele freie Zeit definitiv, war in meinem gesamten Leben noch nie so entspannt und werde mich in Deutschland wahrscheinlich danach sehnen. Momentan möchte ich aber lieber ein bisschen Stress haben...

Abschließend lässt sich sagen, dass ich versuche die letzten Tage nochmal in vollen Zügen zu genießen und möglichst viel Zeit mit meinen Mitmenschen verbringen werde. Das mein Jahr am „anderen Ende der Welt“ jedoch bald vorbei sein wird, werde ich wahrscheinlich erst beim Abschied realisieren. In meinem Kopf ist es jedenfalls noch nicht „angekommen“. All zu viel möchte man sowieso nicht daran denken...

Meine Pläne nach Chilumba: Nachdem ich meine Mitfreiwillige Carmen am 21. Juli zum Flughafen begleitet habe, werde ich noch etwas in Malawi herumreisen. Es wird mit großer Wahrscheinlichkeit für ein paar Tage nach „Likoma Island“ gehen - eine Insel mitten im Malawisee. Alles andere wird sich noch ergeben. Mein Papa macht sich schon Sorgen, dass ich am Ende alleine durch die Gegend reise. Darauf wird es aber höchstwahrscheinlich nicht hinauslaufen...

Dieser Blogeintrag wird einer meiner letzten sein. Ich denke, dass ich ganz am Ende noch einen schreiben werde und vielleicht, wenn ich wieder in Deutschland bin. Wird sicherlich am Anfang eine riesige Umstellung sein, sich an den ganzen Luxus und das alte Leben zu gewöhnen.
Werde übrigens etwa ein halbes Jahr zu Hause bei Papa und Lennart wohnen und zum Frühlingssemester mit dem Studium beginnen.

Also bis bald in Deutschland – ich freue mich auf Euch!
<3 <3 <3

Montag, 15. Juni 2015

15.06.15 - „Interview mit Kondwani“

Vor längerer Zeit (etwa Januar) hatte ich ein Interview mit meinem Kumpel Cliffi geführt und darüber einen Blogeintrag verfasst. Dabei bin ich auf positive Resonanz gestoßen und ein paar Leute meinten zu mir, dass ich doch mehr solcher Interviews führen könnte. Gesagt getan, wenn auch minimal später als geplant.

Für mein diesmaliges Interview habe ich mir Kondwani Kumwenda ausgesucht. Am Anfang meiner Zeit in Malawi hat er direkt neben unserem Haus gewohnt, von daher haben wir viel Zeit zusammen verbracht. Aus gewissen Gründen musste er dort jedoch ausziehen. Was ein Glück wohnt er aber auch jetzt nicht all zu weit weg und von daher sieht man sich noch regelmäßig. Außerdem ist er ein Schüler an der Tawuka School und besucht derzeit die Form 2.
Sein Name „Kondwani“ stammt übrigens aus der Sprache Chitumbuka und bedeutet übersetzt „glücklich“, was ziemlich auf seinen Charakter zutrifft.
Am gestrigen Sonntagnachmittag, wo meistens nicht all zu viel zu tun ist, haben wir uns hinter das Haus auf eine Matte gesetzt und das Interview geführt.
Das Interview begann natürlich ganz klassisch mit Name, Alter, Geburtsort etc. Den Namen wisst ihr nun ja schon, Alter: wird im Dezember 18, Geburtsort: Rumphi (auch im Norden Malawis, jedoch südlicher als Chilumba und weit vom See entfernt.).
Seine Mutter heißt Theresa Luhanga, hat keine Anstellung, arbeitet dafür zu Hause als Hausfrau.
Sein Vater heißt Manwiek Kumwenda und hat in irgendeinem Gremium gearbeitet – ganz habe ich es auch nicht verstanden. Genau am Tag unseres Interviews (31.05.) ist aber wohl der Arbeitsvertrag abgelaufen und der Vater ist am überlegen nach Sambia zu gehen. All zu viel wusste Kondwani zu den Plänen von ihm jedoch auch nicht.
Zu dem Vater lässt sich noch sagen, dass er mit zwei Frauen verheiratet ist. In Malawi ist Polygamie nichts unübliches und somit auch nicht illegal. Insgesamt hat der Herr acht Kinder und wohnt mit der jüngeren Frau zusammen.
Kondwanis Mutter ist die Ältere von den Beiden und hat drei Söhne. Der Jüngste heißt Tsopani Kumwenda (11 Jahre alt), dann kommt Kondwani selber und der Älteste ist Zakalia Kumwenda (21 Jahre alt).


Bei dem Thema Polygamie fand ich es total interessant seine Meinung dazu zu hören und habe ihn gefragt: „Wie findest du es, dass dein Vater zwei Frauen hat?“
Direkt kam als Antwort: „Nein, dass mag ich nicht. Es ist schwierig sich um beide zu kümmern. Mit zwei Frauen kann es keinen Frieden in der Familie geben. Es gibt einfach zu viele Streitigkeiten.“
Seit er in Standard 3 ist (etwa sieben Jahre her) wohnt sein Vater nicht mehr bei ihnen. Er kümmert sich wohl grundsätzlich viel mehr um die jüngere Frau. „Bist du sauer auf deinen Papa?“. Seine Reaktion: „Ja, aber es interessiert ihn nicht wirklich. Ich habe es ihm auch noch nie erzählt, aber an meinem Verhalten ihm gegenüber kann man es spüren.“
Was ich bei solchen Interviews mit Jugendlichen in Malawi sehr spannend/interessant finde, wie es wäre, wenn man diese Fragen einem Jugendlichen in Deutschland stellen würde. Wären die Antworten erstaunlich ähnlich oder komplett anders. Diesen Gedanken kann man sich beim Lesen ja mal im Hinterkopf behalten.


Ich: „Was ist dein Ziel/Traum für die Zukunft?“
Er: „Ich möchte Journalist werden, aber vorher in Blantyre studieren. In der Schule bin ich gut in English Grammar, außerdem mag ich Geschichte. Sollte es mit Journalismus nichts werden, lerne ich etwas Richtung Jura in Malawi.“

 
Ich: „Wenn du einen Wunsch frei hättest, was wäre das?“
Würde mir jemand diese Frage persönlich stellen müsste ich sehr lange nachdenken. Die ersten Ideen wären wahrscheinlich so etwas wie Weltfriede, keine Krankheiten mehr, Gerechtigkeit für alle etc.
Bei ihm kam die Antwort jedoch ohne großes Überlegen: „Genug Geld für meine Schulgebühren!“

 
Carmen und ich haben uns beide dazu entschieden nach unserer Zeit in Malawi selber einen Schüler bezüglich der Schulgebühren zu unterstützen. Carmen hat sich meinen diesmaligen Interviewpartner Kondwani ausgesucht. Aus diesem Grund stellte ich ihm diese Frage: Wie ist es für dich, dass Carmen dich unterstützt?“
Er: „Es macht mich glücklich, ich bin dankbar und froh, dass ich keine Sorgen mehr um die Schulgebühren habe!“


Nun kam eine komplett andere, meines Erachtens nach aber sehr interessante, Frage.
Ich: „Was denkst du über Deutschland?“
Er: „Ich denke, dass dieses Land im Vergleich zu Malawi ein sehr reiches Land ist. Außerdem ist die Technologie sehr hoch und die Leute sind nicht arm.“
 

Ich: „Und was denkst du über die Leute in Deutschland?“
Zu meinem Erstaunen fiel ihm die Frage scheinbar schwer und er musste lange nachdenken. Dafür war seine Antwort am Ende aber umso lustiger:

„Sie sind größer als Malawier.“ 
Über diese Antwort musste er selber lachen. Er fügte aber noch hinzu, dass er glaubt, dass Leute in Deutschland gut entwickelt und gebildet sind.

Ich: „Nenne mir drei Dinge die du an Malawi wirklich liebst.“
Er: „1. Es ist ein friedliches Land und ich habe das Gefühl in Frieden leben zu können. 2. Es gibt genug Land zum Anbauen von Nahrung. Platz ist kein Problem. 3. Ich liebe Malawi, weil ich Malawier bin.“

 
Ich: „Und nun drei Dinge die du an Malawi nicht magst.“
Er: „1. Die Leute in Malawi sind sehr arm und nur wenige gut gebildet. 2. Die Bildung ist nicht gut. Es gibt nicht genug Schulen. Weder Primary noch Secondary Schools – die Wege sind oftmals viel zu weit. 3. In vielen Jahren gibt es nicht genug Essen für die Leute.“

 
Über seinen letzten genannten Punkt wollte ich gerne mehr wissen, weil ich es total interessant fand mehr darüber zu erfahren. Solche Situationen, dass es nicht genug zu Essen gab, hat er wohl schon öfter miterlebt. Diese Phasen sind wohl sehr taff und es ist ein schlimmes Problem. Er hat wohl sogar miterlebt, dass Leute vor Hunger gestorben sind. Außerdem fangen die Leute vor Not an zu stehlen und es gibt keinen Frieden. Die Regierung unterstützt die Leute nur zu einem kleinen Bruchteil. Ich fand es erstaunlich wie neutral er darüber gesprochen hat. Ich habe persönlich was ein Glück noch nie Hunger leiden müssen und ich glaube, dass es heutzutage kaum noch Menschen in Deutschland gibt die ernsthaft hungern, geschweige denn vor Hunger sterben...


Ich: „Was wirst du am meisten vermissen, wenn Carmen und ich nicht mehr da sind?“
Er: „Ich werde eure große Unterstützung vermissen. Ihr unterstützt uns in vielen Dingen, z.B. wenn gerade nicht genug Geld für Essen da ist. Außerdem werde ich keine Freunde zum chatten (quatschen) mehr haben. Ebenso werden wir die deutschen Tänze verlernen, die du versucht hast uns beizubringen. Da gibt es aber noch vieles mehr...“

 
Ich: „Irgendetwas was du an die Leute in Deutschland noch sagen möchtest?“
Er: „Du musst sie in Chitumbuka mit 'Monire mose.' begrüßen.“ Übersetzt heißt das „Hallo alle zusammen.“. Außerdem hat er noch hinzugefügt: „Wenn sie wollen, dürfen sie gerne malawische Kinder unterstützen, aber auch die Alten. Zum Beispiel mit Geld für genug Kleidung, Bücher und die Möglichkeit in die Schule gehen zu können.“

 
Das Erstaunliche an diesem Interview war, dass ich vorher gar nicht wusste, dass Kondwani schon so vieles miterlebt hat. Ich wusste, dass es in seiner Familie nicht ganz einfach ist und es somit ganz oft Probleme bei den Schulgebühren gibt, aber das mit den Hungersnöten hat mich doch sehr mitgenommen.
Kondwani hat mir am Ende erzählt, dass ein großes Problem vor allem darin liegt, dass die Düngemittel viel zu teuer sind und es sich die meisten Leute auf dem Land nicht leisten können. Dadurch sind die Maiskolben viel kleiner und von kleinen Tierchen angegriffen. Außerdem spürt man wohl den Klimawandel und die Regenfälle kommen viel später als gewohnt, somit verschiebt sich von der Ernte her alles.
Speziell in der Region Chilumba wo ich wohne, gibt es solche Probleme wohl kaum. Die Leute haben hier das Glück das ganze Jahr über Mais oder Cassava (Maniok) zu haben. Die Maissaison geht von etwa Februar bis Anfang Juni (Regensaison in Malawi), was die Leute das ganze Jahr über mit Maismehl für den Nsima (Hauptnahrungsmittel Malawis) versorgt. Fällt die Ernte schlecht aus gibt es immer noch den Cassava, der vor allem trockenes und heißes Wetter bevorzugt. Ist also nicht genug Regen für den Mais da, gedeiht der Cassava ohne Probleme, der außerdem keine Düngemittel benötigt. Durch einen längeren und weitaus aufwendigeren Prozess kann jedoch auch daraus Mehl für Nsima „gewonnen“ werden. Cassava wächst wohl aber nicht. Ich habe versucht zu verstehen, warum Cassava nicht einfach in allen Teilen Malawis gepflanzt wird. Ein Grund liegt darin, dass er nicht überall angepflanzt werden kann und es auch mit kulturellen Traditionen zusammenhängt, dass es einfach nicht üblich ist.


Das Gespräch mit meinem Kumpel Kondwani hat mich sehr zum Denken angeregt, Euch ja vielleicht auch. Diese Woche musste ich mich von ihm verabschieden, weil er schon in sein Heimatdorf gefahren ist. Der Abschied war wirklich sehr traurig, weil er einer meiner besten Freunde in Malawi war/ist und ich ihn sehr ins Herz geschlossen habe. Ich hoffe, dass ich ihn irgendwann nochmal in diesem Leben wiedertreffen kann, dass würde ich mir sehr wünschen!


Kurze Erläuterung zu ein paar Begriffen:
–    Grundschule nennt man „Primary School“ und dauert in Malawi acht Jahre. Ein Schulkind geht also von Standard 1 bis Standard 8 zur Schule.
–    Sekundarschule heißt „Secondary School“ und geht hier vier Jahre lang. Man sagt auch von Form 1 bis Form 4. Danach besteht die Möglichkeit ein College oder eine Universität zu besuchen.

Montag, 8. Juni 2015

Bilder #8

Im Haus unseres Direktors- muss alles mit der Hand geschaelt werden
meine Nachbarjungs

31.05.15 - „Baumschule adé“

In den vorherigen Blogeinträgen habe ich fast nur über positive Erlebnisse und Eindrücke berichtet (außer vielleicht meine Malaria und ein paar andere komische Krankheiten). Jetzt gibt es jedoch auch mal eine nicht ganz so coole Neuigkeit: Die Baumschule und somit auch das wirklich schöne Projekt existiert nicht mehr! Die Situation ist wirklich sehr eigenartig und auch Carmen und ich können es nicht so recht verstehen.
Fangen wir jedoch von vorne an:

Das Letzte Mal haben wir etwas von Keltone Mkandawire (so hieß der Leiter des Projekts) in den Osterferien gehört, als wir selber auf Reisen waren. Seit dem hatten wir gar keinen Kontakt mehr zu ihm. Wir können ihn weder auf dem Handy erreichen, noch hat er uns eine Nachricht zukommen lassen. Auch ein Kumpel von ihm hat sich schon bei uns gemeldet, weil Keltone noch wichtige Sachen, wie einen Laptop und ein Arbeitsdokument, von ihm hat. Kürzlich waren wir bei Keltones Haus, um uns selber ein Bild von der Lage zu verschaffen. Wo vorher unsere kleine umzäunte Baumschule stand, ist jetzt ein umgegrabenes Kartoffelfeld. Nichts von dem Alten ist mehr über.... Auch die Nachbarn meinten, dass er vor etwa zwei Monaten mit seiner Familie weggefahren ist - wohin, dass weiß leider keiner so genau.
Die Situation ist echt enttäuschend, weil wir viel Potenzial in der Baumschule gesehen haben. Schließlich standen wir kurz davor eine NGO zu werden und es gab schon Organisationen wie „USAID“, die bereit gewesen wären uns finanziell zu unterstützen. Es geht Carmen und mir nicht zwangsläufig um das Geld, welches wir persönlich investiert haben, sondern vor allem um die Zeit und das Vertrauen gegenüber Keltone.
Seit Malawi bin ich grundsätzlich gegenüber Leuten misstrauischer geworden. Das Problem ist leider oftmals, dass die Mitmenschen vor allem als erstes deine Hautfarbe sehen und nicht zwangsläufig deinen Charakter. Weiße Haut bedeutet in der Regel= viel Geld, reich. Sonderlich übel kann man es ihnen jedoch nicht nehmen. Die meisten Weißen die sie kennen sind Touristen, welche in großen Autos das Land durchqueren und um einiges wohlhabender als sie selber erscheinen. Nur wenige Malawier könnten sich selber so etwas leisten. Das es Armut in Europa gibt, können sie sich gar nicht vorstellen. Die Frage ist dabei, woher auch?
Nochmal zurück zu Keltone und das „Problem“ mit der Hautfarbe. In solchen Situationen ist es nicht immer ganz einfach zu erkennen wer wirklich dein Freund sein möchte. Mit Keltone war es ähnlich. Er war derjenige der auf Carmen und mich zugekommen ist und uns um Hilfe bzw. Unterstützung gefragt hat. Wir waren am Anfang etwas „vorsichtig“, wollten uns erst Mal alles genau angucken und haben schließlich erkannt, dass es Keltone ernst meint und selber sehr viel Herzblut in das Projekt gesteckt hat. Seit dem haben wir regelmäßig (besonders Carmen) mit ihm zusammengearbeitet und jede Woche konnten neue Erfolge verzeichnet werden.
Carmen und ich können uns auch ehrlich gesagt nicht recht vorstellen, dass das Verschwinden von Keltone mit uns zu tun hat, schließlich hätte er mit der Baumschule und der Idee, Briketts herzustellen ,demnächst eigenes Geld verdienen können...
Nun wisst ihr Bescheid, auch wenn ich Euch gerne mehr Informationen dazu gegeben hätte. Sollte sich etwas Neues herausstellen, lasse ich es Euch auf alle Fälle wissen!

Donnerstag, 28. Mai 2015

12.05.15 - "Kurzes Update"

Wollte Euch nur mal erzählen, dass ich vor etwa zwei Wochen Malaria hatte. Ich glaube ich hatte noch „Glück“, weil meine Symptome nicht so krass waren, wie bei anderen betroffenen Mitfreiwilligen. All zu gut ging es mir dennoch nicht. Hatte recht hohes Fieber (an einem Abend 39,8°C), fühlte mich total matschig im Kopf, extreme Müdigkeit und Schüttelfrost. Die erste Nacht habe ich auch im Krankenhaus bei mir in der Nähe verbracht. Der Arzt meinte es wäre einfach sicherer für mich, weil für Leute die aus einem Land kommen wo keine Malaria ist, ist die Krankheit nochmal gefährlicher.
Total lieb, die Mutter von meinem Kumpel Cliffi ist die ganze Nacht bei mir geblieben und hat sich um mich gekümmert! Was auch irgendwie schön zu sehen war, wie viele Leute vorbeigekommen sind, um sich nach meinem Wohlbefinden zu erkunden. Das ist eh eine Sache die ich an der malawischen Kultur sehr mag: wenn jemand krank ist, ist es selbstverständlich diese Person zu besuchen. Man bringt was zu Essen vorbei oder betet zusammen- mir hat das gefallen.
Nach der ersten Nacht durfte ich wieder Heim. In den späten Abendstunden hat sich jedoch mein Zustand aufs Neue verschlechtert. Ich musste mehrmals brechen (anti Malaria Tabletten sind nämlich richtig eklig!) und meine Temperatur ist sehr gestiegen. Also sind Carmen, Nyapethi, Cliffis Mama, ein paar Nachbarjungs und ich gegen zwölf Uhr nachts ins Krankenhaus. Von der Krankenschwester habe ich verlangt, dass sie bitte ein Blutbild machen soll, um festzustellen welche Art von Malaria ich habe (es gibt drei Arten), sodass ich gezielt Medikamente bekommen kann. Die Gute war leider etwas inkompetent (so kam es mir zumindest vor) und nicht all zu begeistert, weil ich ihren Schönheitsschlaf gestört hatte. Irgendwann nach langem Warten kam endlich ein Arzthelfer. Gemeinsam wurde entschieden, dass es für mich mit einem Krankentransporter ins Städtchen „Karonga“ gehen soll. Das ist eine Stunde Fahrt von Chilumba entfernt.
Der Zustand des Krankenhauses ließ etwas zu wünschen übrig. Es gab getrennte Räumlichkeiten für Männer und Frauen. Eine Art Saal war nur für gebärende Frauen (das war echt verrückt, was da los war) und ein anderer „nur“ für Kranke aller Art. In einem Raum waren etwa 25 Krankenbetten und meistens hatte jeder Kranke noch eine Verwandte zum Aufpassen bei sich. Ich hatte den Luxus ein eigenes Zimmer mit zwei Betten zu bekommen. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich könnte es mir dennoch vorstellen, dass es mit meiner Hautfarbe zusammenhing, dass ich ein eigenes Zimmer bekommen habe... Zum Glück war ich nicht alleine. Die ganze Zeit waren Carmen und Nyapethi bei mir und haben sich fürsorglich um mich gekümmert, auch wenn ich zum Großteil nur geschlafen habe. Das Blutbild wurde übrigens noch in der gleichen Nacht, in der ich gekommen bin, gemacht. Da keine Parasiten mehr im Blut waren konnte die Art der Malaria nicht mehr festgestellt werden - dennoch ein gutes Zeichen!
Im Krankenhaus selber wurde ich eigentlich echt ganz gut behandelt. Eine ältere Krankenschwester war besonders lieb und hat dafür gesorgt, dass ich genug Nahrung zu mir nehme - fast schon regelrecht gezwungen, aber das war in Ordnung und notwendig.
Sonntagmorgen ging es endlich zurück nach Chilumba. Bis Dienstag war ich noch sehr schwach, habe hauptsächlich geschlafen und nicht all zu viel gegessen, weil ich mich weiterhin oftmals durch die Tabletten übergeben musste. Mittwoch war ich dann aber schon wieder in der Schule und Donnerstag war ich am unterrichten.
Seit dem ich wieder gesund bin, habe ich das Gefühl irgendwie neue Energie bekommen zu haben. Vorher hatte ich nämlich häufig das Problem extrem müde und k.o. und das ohne Grund zu sein. Überarbeiten tue ich mich hier in Chilumba nun wirklich nicht - daran lag es also nicht.
Als Fazit lässt sich sagen, dass ich wirklich froh und dankbar bin wieder fit zu sein! Nochmal brauche ich das Ganze nämlich echt nicht. Dennoch war es schön zu sehen, wie sehr sich die Leute um einen gesorgt und gekümmert haben und die Selbstverständlichkeit an der ganzen Sache.

Ich habe übrigens noch eine frohe Botschaft: am 24. April 2015 hat meine Nachbarin Nyafulirwa ihren Sohn namens Oscar gesund zur Welt gebracht. Carmen und ich hatten die große Ehre dem kleinen Fratz einen Namen zu geben. Die Bedeutung von Oscar heißt so viel wie „unter Gottes Schutz“. Eben gerade ist Nyafulirwa mit Oscar vorbeigekommen und hat ihn mir einfach in die Hand gedrückt. Also habe ich etwas auf ihn aufgepasst, weil er wirklich goldig ist. Leider hat er mich irgendwann angepinkelt - übel kann ich es ihm jedoch nicht nehmen.

P.S.:

Etwas ganz Anderes zum Abschluss:
Wie der ein oder andere von Euch vielleicht weiß, werde ich am 15. Juli 19 Jahre alt. Für den Fall, dass einer eventuell vor hat mir irgendetwas per Post zukommen zu lassen, macht das entweder rechtzeitig oder schickt es zu mir Heim nach Kassel. An meinem Geburtstag selber werde ich nämlich schon nicht mehr in Chilumba sein, sondern irgendwo durch Malawi gurken. Derzeit steht in Planung, dass Carmen und ich am 15. Juli Chilumba verlassen – all zu lang dauert es also nicht mehr (verrückt).


P.P.S.:

Mir gar nichts zukommen zu lassen ist jetzt übrigens auch keine Option, schließlich seid ihr nun alle im Bilde von diesem rundum wichtigen Datum! (Scheeeeeerz)

Bilder #7

Meine Nachbarin hat einen Sohn bekommen. Auf dem Bild ist er gerade mal drei Tage alt. Carmen und ich hatten die grosse Ehre ihm einen Namen zu geben. Wir haben uns fuer "Oscar" entschieden.
Mount Mulanje

On top of the Mount Mulanje - Sapitwa Peak

On top of the Mount Mulanje - Sapitwa Peak

Mittwoch, 6. Mai 2015

23.04.15 - A-f-r-i-k-a

Als ich im Sommer 2014 mein Abitur absolviert habe, wollten einige Freunde, Verwandte und Bekannte gerne wissen, was meine Pläne nach der Schule denn so wären.
Meine Antwort darauf: „Ich gehe für 11 Monate nach Malawi und werde an einer Sekundarschule unterrichten.“
Die Reaktionen fielen z.T. ähnlich aus: „Was, du gehst nach Mali??“ oder „Hä, Malaria ist doch kein Land!?“.
Ich: „Nein, ich gehe nach MA-LA-WI. Das ist ein kleines Land in Süd-Ost-Afrika.“

Natürlich war es nicht mit jedem so. Dennoch wurden in solchen Momenten nicht gerade selten erst mal alle Vorurteile gegenüber „Afrika“ ausgepackt: „Wirst du dort in einer Lehmhütte leben?“; „Hast du denn auch fließend Wasser und Strom?“; „Muss man da nicht total wegen Aids/HIV aufpassen?“; „Hoffentlich bekommst du auch genug zu essen.“; „Ist die Kriminalität in Afrika nicht total hoch?“... Solche Fragen haben mich zum Teil echt wütend gemacht. Besonders die Leute die das gefragt haben in der Regel selber noch nie in einem afrikanischen Land waren und dann eben diese Sachen ausgepackt haben.
Ein Arzt in Deutschland, bei dem ich mich vor meiner Zeit in Malawi habe beraten lassen, hat es sogar tatsächlich mal gebracht mich zu fragen, warum ich denn in so ein komisches Land reisen müsste und dass er so etwas seiner Tochter ja niemals erlauben würde. In diesem Moment hat es mir echt die Sprache verschlagen.

Auf der anderen Seite muss man aber auch äußern, dass Vorurteile nicht von irgendwoher kommen. Etliche Deutsche haben, besonders im Ausland, nicht ohne Grund mit dem Vorurteil zu kämpfen, dass alle Deutschen angeblich (immer noch) Nazis sind. Und ja, zum Teil bestätigt sich dieses Vorurteil bedauerlicherweise auch. Hier in Malawi bekomme ich leider kaum etwas von der Nachrichtenwelt mit. Dennoch sind mir vor allem auf Facebook die zahlreichen Veranstaltungen nicht entgangen, die sich gegen Nazis und Faschismus in Deutschland gerichtet haben.

So ist es eben auch bei mir in Malawi. In einigen Teilen ist es tatsächlich so, dass viele „Afrika-Klischees“ zutreffen. In der Region wo ich zum Beispiel wohne haben die meisten Leute keinen Strom, einige Häuser sind mit Stroh gedeckt, Frauen (viele von ihnen ein Baby auf dem Rücken tragend) laufen täglich mehrmals zur Wasserpumpe um Wasser zu holen und fast überall laufen Kinder in staubigen und oft zerlöcherten Klamotten herum.
Kommt man aber in die Stadt, findet man nicht unbedingt eine Wasserpumpe als Trinkquelle, die Frauen laufen gestylt und in Jeanshosen durch die Gegend, es gibt einen riesigen Supermarkt mit Produkten aus aller Welt und am Wochenende kann man in Clubs ausgehen.
Außerdem ist es ein erheblicher Unterschied, dass das Klischee „Deutscher=Nazi“ in der Tat etwas negatives ist und beim anderen „Afrika=Armut“ immer gedacht wird, dass es etwas Schlechtes wäre.
Wenn man all diese Vorurteile gegen „Afrika“ hört, denken viele direkt, dass die Leute hier total leiden und täglich um's Überleben kämpfen müssen. Vor allem die Medien tragen einen Großteil zu dieser Sicht bei. Wir alle kennen die Werbeplakate von „UNICEF“, wo ein kleines süßes schwarzes Kind mit Hungerbauch und einer Essensschale in der Hand dargestellt wird. Weiter geht es mit täglich negativen Nachrichten aus beispielsweise Somalia und Mali, wo viele Unruhen und Krieg herrschen. Wie soll man da auch ein positives Bild von „Afrika“ bekommen?!
Wenn man Malawi in einer Internetsuchmaschine eingibt, bekommt man Informationen wie „eines der ärmsten Länder der Welt“ etc. Und ja, wahrscheinlich stimmen all diese Informationen sogar zum Großteil auch. Frage ist nur, ob Armut gleich unglücklich sein bedeutet. Ich habe nämlich den Eindruck, dass die Menschen denen ich täglich begegne, mir oftmals viel fröhlicher und zufriedener erscheinen. Das heißt natürlich nicht automatisch, dass sie keine Sorgen und Ängste haben, aber irgendwie können sie es anscheinend extrem gut „vertuschen“ oder sie lassen sich davon einfach nicht so sehr beeinflussen. Auch wenn die Leute in meiner Umgebung meistens unter sehr einfachen Verhältnissen leben, hatte ich noch nie den Eindruck, dass irgendjemand am hungern wäre. Das hängt damit zusammen, dass fast alle Menschen in Malawi (selbst wichtige Personen wie der Präsident und Mitglieder des Parlaments) von Subsistenzwirtschaft leben. So etwa jeder hat sein eigenes Feld wo hauptsächlich Mais und Cassava (Maniok) angebaut werden. Teilweise aber auch (Süß-)Kartoffeln, Tomaten, Erdnüsse und Kürbisse. Somit wird automatisch eine Art Ernährungsbasis geschaffen. Beilagen wie Fisch, Fleisch und Eier werden meistens auf dem Markt eingekauft.

Eine Sache würde ich noch gerne sagen. Mein Anliegen hängt mit dem großen Wort „Afrika“ zusammen. Ich finden diesen Begriff persönlich immer etwas schwierig. Der Grund ist einfach Folgender: man kann Afrika nicht „in einen Topf“ packen! Es ist ein riesiger Kontinent mit unglaublich vielen Ländern. Man bedenke einmal, wie verschieden europäische Länder sein können. Nicht nur von der Umwelt und dem Wetter, sondern vor allem von den Bewohnern und deren Kulturen. Mit „Afrika“ ist es genauso. Ich war bisher in drei afrikanischen Ländern (Südafrika, Malawi und Tansania) und natürlich sieht man in manchen Punkten Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten. Auf der anderen Seite bestehen aber auch große Unterschiede. Angefangen wie Frauen ihr Haar tragen, was es für traditionelle Tänze gibt, die Art des Häuserbauens, die Hautfarbe differenziert sich, Bräuche und Sitten, Sprache, Religion... Somit ist in AFRIKA nicht alles gleich und nicht überall herrschen dieselben Verhaltensregeln.


Zum Abschluss lässt sich noch erwähnen, dass mir solche Blogeinträge immer sehr schwer fallen bzw. dass ich wirklich lange an ihnen arbeite und sie mehrfach überlese. Dieses Mal wollte ich gerne diesem ewigen Begriff „Afrika“ etwas Positives verleiten und Euch näher bringen. Das ist schließlich auch eine Art Aufgabe in meinem Freiwilligendienst. Es geht nämlich vor allem um den kulturellen Austausch - in diesem Falle zwischen Deutschland und Malawi. Ihr lernt hoffentlich ein wenig über Malawi kennen und ich versuche durch viele Gespräche, meinen malawischen Mitmenschen einen Eindruck von Deutschland zu verschaffen.
Außerdem hoffe ich, dass ich nicht wie eine besserwisserische Person mit erhobenem Zeigefinger herübergekommen bin. Das war nämlich definitiv nicht meine Absicht! Es gab aber einfach ein paar Dinge die mich „gestört“ haben bzw. die ich mal gerne loswerden wollte.


Ich wünsche Euch allen viel Sonnenschein und dass ihr einen anständigen Sommer in Deutschland genießen könnt! Bei mir wird es jetzt immer etwas „kühler“- zumindest im Vergleich zu den vorherigen Monaten. Im Juni/Juli könnte es allerdings tatsächlich mal vorkommen, dass ich in langer Hose und Pullover durch die Gegend laufe. Jetzt genieße ich es aber erst mal, nicht mehr im Schlaf schwitzen zu müssen! 
Bis denne, Eure Lotti!

Donnerstag, 23. April 2015

16.04.15 - Wanderung auf den Mount Mulanje

Wie ich Euch in meinem letzten Bericht erzählt hatte, war unser Plan während der Osterferien auf den Mount Mulanje zu steigen. Das ist der höchste Berg Zentralafrikas (3002m hoch) und liegt sehr weit im Süden Malawis.
Die Tage vor unserer Wandertour waren wir in den Städten Lilongwe (Hauptstadt) und Blantyre - haben dort eine gute und witzige Zeit mit den Mitfreiwilligen verbracht!
Am 02.04. (Gründonnerstag) ging es also los: Wir sind in einem kleinen Dorf gestartet und haben einen Guide namens Frank „zugewiesen“ bekommen. Ein Guide ist bei solch einer Tour echt sinnvoll, weil wir zum einen keine Ahnung hatten wo es lang gehen soll und zum anderen, weil wir in manchen Situationen sehr auf seine Hilfe angewiesen waren.

Nichtsahnend (war auch besser so!) habe ich dieses kleine Abenteuer begonnen und schnell wurde mir klar, dass es eigentlich sinnvoller gewesen wäre diese vier Tage irgendwo am Strand des Sees zu verbringen, anstatt mich diesen Berg hoch zu quälen. Guide Frank war logischerweise in top Form und Johanna auch, da diese regelmäßig brav joggen geht. Carmen und ich waren bisher vielleicht gerade mal zwei Mal vor den Ferien joggen und mehr als ab und zu etwas Fahrrad fahren betätige ich mich sportlich nicht wirklich. Zudem muss man aber auch sagen, dass es am ersten Tag NUR bergauf ging, außer das letzte Stück am Plateau.
Johanna und Frank also fröhlich vorgelatscht, Carmen und Carlotta eher keuchend hinterher gekrochen - ständig mussten die beiden auf uns warten. Selber Schuld wenn man ein solch zügiges Tempo vorgibt. Außerdem möchte ich erwähnen, dass unser Gepäck eigentlich viel zu schwer war. (Ich glaube so etwas kann auch nur bei drei Mädels auf Reisen passieren.) Einen Teil hatten wir schon extra in Blantyre bei Freunden gelassen, dennoch mussten wir Essensvorräte von vier Tagen auf dem Rücken mitschleppen.
Nach drei Stunden Aufstieg wurde es nicht nur langsam dunkel, sondern ich war auch echt am Ende meiner Kräfte und z.T. auch meiner Nerven. Die Beine waren schwer, die Klamotten versprühten einen dezent unangenehmen Geruch und die Füße schmerzten. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal so fertig war. Die letzte Stunde sind wir in der Dunkelheit (was ein Glück war fast Vollmond!) über ein Plateau gewandert. Als ich die ersten Hütten gesichtet hatte konnte ich mein Glück kaum fassen und rief laut „I feel like a hero!“. Genau in diesem Moment sah ich nur leider das dünne Rohr vor meinen Füßen nicht und legte mich mächtig aufs' Knie. Alle lachten - selbst Frank der sich vorher eher ruhig verhalten hatte. Bis heute amüsieren wir uns an diesem witzigen Moment.
Leider mussten wir aber auch feststellen, dass das noch nicht mal unsere Schlafhütten waren, sondern von irgendwelchen Forstarbeitern.
An der richtigen Hütte angekommen waren wir alle sehr erleichtert und haben uns auf eine Erfrischung gefreut. Schade nur um die abendliche Kälte in den Bergen! Der Hüttenbesitzer war so freundlich und hat einen Pott Wasser für alle auf dem Feuer erhitzt. Strom und fließend Wasser gab es nämlich nicht. Wir Drei also alle von der Hütte in die Kälte und in eine kleine Duschkabine, wo eine Wanne mit lauwarmen Wasser stand. Meine Güte was haben wir uns auf dieses leicht erwärmte Wasser gefeiert. Es war wirklich für die sonst gewohnten Temperaturverhältnisse bitter kalt. Am Abend saßen wir gemütlich in der Hütte vor dem Kamin und sind dick eingemummelt in unseren Schlafsäcken eingeschlafen.
Der zweite Tag war verglichen zum Vorherigen recht entspannt. Waren nach vier Stunden bergauf und bergab am Ziel.
Der dritte Tag sah schon etwas anders aus, da wir vorhatten auf die Spitze „Sapitwa Peak“ zu kraxeln. Unser Gepäck haben wir bei der Hütte gelassen. Logischerweise ging es erst mal nur aufwärts. Zum Teil aber so etwas von steil! Ich hatte das Gefühl einer Bergziege Konkurrenz zu machen. Hier und da sind wir wirklich mit Händen und Füßen große Steinfelsen hochgeklettert und man hat lieber nicht herunter gucken wollen (gesichert waren wir nicht). Das letzte Stück ging über Stock und Stein. Es sah ein wenig aus wie bei dem Disneyfilm „König der Löwen“ und zwar in der Szene, wo die Bleibe der Hyänen gezeigt wurde. Überall waren nämlich Steinbrocken und vertrocknete Bäume und DANN waren wir endlich nach drei Stunden Aufstieg an unserem Ziel!!! Wirklich ein ganz persönlicher Erfolgsmoment. Dadurch das wir totales Glück mit dem Wetter hatten war die Aussicht atemberaubend. Mit einem 360° Blick konnten wir nicht nur den Lake Malawi, sondern auch Mosambik und den indischen Ozean, sehen.
Zwei Stunden brauchten wir zurück, um unser Gepäck einzusammeln und weitere vier Stunden, um die Hütte des ersten Tages zu erreichen. Vom ganzen bergab gehen fühlten sich die Beine wie die einer alten Oma an. An Blasen mangelte es an den Füßen auch nicht.
Da es noch hell war, wurde dieses Mal ein Bad im eiskalten Bergfluss genommen.
Der vierte und somit auch letzte Tag ging nochmal gut in die Knochen (vor allem für mich). Ich bin eher nur noch hinterher getrottet, weil mir alles so wehgetan hat. Das es dieses Mal nur herunter ging hat es auch nicht unbedingt besser gemacht... Der Abstieg wurde aber kurz vor dem Ende mit einem genialen Wasserfall, der sogar so etwas wie ein Art Schwimmbecken hatte, belohnt. Das war wirklich super schön!

Das Fazit unserer Wandertour: Ich würde es demnächst nicht zwangsläufig nochmal machen, hatte aber eine tolle Zeit mit Carmen und Johanna! Irgendwo hat man es ja schließlich schon genossen. Besonders als wir oben an der Spitze angekommen sind, war es ein toller Moment!

Seit Montag (13.04.) sind wir wieder an der Schule tätig, weil die Ferien vorbei sind. Somit ist das letzte Drittel meines Schuljahres angebrochen... Manchmal frage ich mich, wo meine Zeit geblieben ist?! Naja, ich habe es lieber so als andersrum.

Mittwoch, 1. April 2015

Bilder #6


Fussballteam der Tawuka School
Lake Shore
Mushroom Farm Lodge - Livinstonia
Traditionelle Tänze
Tawuka School
Keltone bei der Arbeit in der Baumschule
Cassava (sowas wie Maniok) schälen
Cliffi und Ich
Auf dem Weg nach Livingstonia

22.03.15 - Leben im Norden und auf dem Land

Wie ihr jetzt alle so langsam wissen müsstet verbringe ich meine 11 Monate Freiwilligendienst in Chilumba, ganz im Norden Malawis. Ich wohne so weit nördlich, dass man mit dem Minibus innerhalb von weniger als drei Stunden an der tansanischen Grenze sein kann (es kommt natürlich immer auf den Minibus drauf an!).
Der Norden ist viel weniger besiedelt als beispielsweise Mittel- oder Südmalawi und auch leider unterentwickelter. Der Grund ist Folgender: In der Mittel- und Südregion leben grundsätzlich mehr Menschen – vor allem durch die Hauptstadt Lilongwe und die Stadt Blantyre. Bei Wahlen wählen die Bewohner hauptsächlich nur Politiker aus ihrer Region, wogegen die Leute aus dem Norden nicht „ankommen“. Somit unterstützen die Abgeordneten überwiegend ihr Gebiet und die nördlichen Bewohner müssen kürzer treten. Es ist vielleicht nur schwer vorstellbar, aber wirklich wahr. Ich bin mal gespannt, wenn wir diese Osterferien Richtung Süden reisen, ob tatsächlich diese Unterschiede deutlich werden - bisher wurde es uns nur erzählt.

Außerdem würde ich auch gerne mal darüber schreiben, dass ich im Nachhinein wirklich froh bin in einem solch ländlichen Projekt gelandet zu sein. Von allen Freiwilligen in Malawi leben Carmen und ich wohl am abgelegensten. Gut, für malawische Verhältnisse haben wir von unserer Lage noch Glück gehabt, da wir nur zwei Minuten von der Hauptstraße entfernt wohnen und relativ „schnell“ mit dem Minibus von A nach B kommen (die Betonung liegt auf relativ).
Dennoch, Carmen und ich sind beide Stadtkinder in Deutschland und ursprünglich definitiv etwas anderes gewöhnt.
Ich hatte das glaube ich in meinem aller ersten Bericht erwähnt, dass es anfangs für uns nicht ganz so einfach war. An unserem ersten Tag in Chilumba sind wir in der Dunkelheit angekommen. Am nächsten Morgen mussten wir mit Erschrecken feststellen, dass um uns herum nur Mais – und Cassavafelder stehen. Die Nachbarhäuser konnte man bloß erahnen...
Stück für Stück lernt man aber genau das wertzuschätzen – nämlich das Leben auf dem Land. Dadurch stehen wir in einem sehr engen Kontakt mit den Einheimischen und können viel von ihnen lernen. Angefangen bei praktisch bezogenen Sachen wie Wäsche waschen mit der Hand, über die Arbeit auf dem Feld, bis hin zum Nsima kochen und viele andere kleine Dinge. Wahrscheinlich sind das Sachen die in Deutschland nicht unbedingt wichtig sind bzw. „gebraucht“ werden. Dennoch ist es für mich persönlich eine kleine Bereicherung. Wenn die Leute einen sehen, wie man beispielsweise Nsima kocht, einen Chitenje (buntes Wickeltuch) trägt, mit den Dorffrauen draußen auf einer Matte unter dem Mangobaum sitzt und haufenweise am Cassava oder Mais schälen ist, freuen sie sich und wenn man sie DANN noch auf Chitumbuka begrüßt ist die Begeisterung groß und meistens lachen sie herzlich.
Es gibt drei Dinge die ich hoffentlich mit nach Deutschland nehme. Das sind:

Freundlichkeit, Geduld und Gelassenheit.
Einmal Freundlichkeit, weil so viele Leute mir täglich gut gelaunt und herzlich entgegentreten. Sie erkunden sich, ob man gut geschlafen hat und wie es einem geht. Düst man auf dem Fahrrad irgendwo lang möchten sie wissen wo es hingeht. Auch wenn man an einem Haus langläuft und die Bewohner nicht kennt, wird sich begrüßt und ein kurzer „Small-Talk“ gehalten. Junge Leute unterhalten sich noch mit älteren Herrschaften und hören aufmerksam zu, auch wenn die Gesprächsthemen sicherlich nicht immer die Interessantesten sind.
In Deutschland kennen die meisten noch nicht mal all ihre Nachbarn und für ein kleines Gespräch ist keine Zeit, schließlich muss man schnell zum nächsten Termin rasen.

Geduld und Gelassenheit habe ich vor allem durch das Reisen gelernt. Kommt der Bus zu spät bringt es rein gar nichts sich aufzuregen. Am Anfang waren Carmen und ich teilweise noch etwas genervt, wenn wir an der Hauptstraße mal wieder lange auf einen Minibus warten mussten. Jetzt nehmen wir es einfach hin und freuen uns umso mehr, wenn schon nach 5 Minuten ein Bus kommt. In Deutschland regt man sich auf, wenn ein Bus 5 Minuten zu spät kommt – ich war da nicht anders.
Ein anderes Beispiel gibt es aus unserem Urlaub auf Sansibar. An unserem letzten Tag auf der Insel wollten wir früh morgens eine Fähre nach Dar es Salaam nehmen und weiter Richtung Malawi reisen. Wir also super früh um vier Uhr morgens aufgestanden, um die erste Fähre zu bekommen. Am Schalter mussten wir dann leider mit Erschrecken feststellen, dass alles ausgebucht war (macht zur Hauptsaison auch irgendwie Sinn!). Es gab nur noch die drei letzten Plätze für die späteste Fähre um drei Uhr Nachmittags. Was blieb uns anderes übrig? Schwimmen nicht möglich und fliegen zu teuer. Natürlich haben wir uns am Anfang aufgeregt, weil wir umsonst so früh aufstehen mussten. Schnell haben wir aber über unsere eigene Dummheit lachen müssen und haben den ganzen Morgen/Tag auf einer Parkbank verbracht und sind unserem Ziel Malawi kaum ein Stück näher gekommen. Im Nachhinein finden wir es aber eine ganz witzige Story.


Oh, jetzt bin ich ein wenig abgeschweift. Was ich aber sagen noch sagen wollte, dass viele Malawier die ich kennengelernt habe viel entspannter sind und sich nicht annähernd so schnell aus der Ruhe bringen lassen, wie es bei uns öfters mal der Fall ist. Vieles wird einfach hingenommen und man regt sich nicht bis ins letzte Detail darüber auf. Ich genieße die Gelassenheit meiner Mitmenschen und stelle fest, dass ich in meinem ganzen Leben noch nie so entspannt war wie hier und möchte meine bisherige Zeit wirklich nicht missen müssen.

Sicherlich, auch hier in Malawi ist definitiv nicht immer alles so rosig und vieles läuft falsch. Manche Ansichten oder kulturellen Praktiken kann ich nicht für gut heißen und auch in der Politik gibt es viel Korruption. Dennoch ist es mir wichtig Euch Lesern deutlich zu machen, warum es mir nicht schwer fällt mich in Malawi wohl zu fühlen und warum ich dieses Land bzw. meinen Ort so liebe. In Deutschland könnt ihr Euch wahrscheinlich nicht annähernd vorstellen, wie es hier für mich ist (könnte ich an Eurer Stelle auch nicht), deshalb ist es mir umso wichtiger wenigstens durch Worte ein Stück Malawi in die Heimat zu bringen. Wer weiß, vielleicht werdet ihr ja eines Tages auch „The warm heart of Africa“ bereisen und Euch an mich erinnern.

19.03.15 - Ein paar Erlebnisse und Ereignisse

Baumschulprojekt
Ich hatte ja schon einmal von unserem Baumschulprojekt in Uliwa erzählt. Langsam kommt die ganze Sache wirklich ins Laufen. Wir haben einen endgültigen Namen: „CC-NET“ (Community Conservation – Nutrition and Environment Trust) und sind fleißig dabei Bäumchen an verschiedenen Schulen zu verkaufen. Außerdem möchte uns ein holländischer Lodge Besitzer monatlich mit einem gewissen Geldbetrag unterstützen. Im Gegenzug dessen liefern wir ihm Gemüse aus unserem Garten.
Außerdem hat mein lieber Bruder Joni schon ein ganz tolles Logo für unsere Organisation erstellt. Eine kurze Erklärung dazu: Das Blaue steht für den „Lake Malawi“, das grüne Blatt für unsere Baumschule und der Beitrag zur Umwelt, die rote aufgehende Sonne und der schwarze Hintergrund sind Teil der malawischen Flagge. Somit ist alles Wichtige in einer Flagge zusammengefasst.
Falls es jetzt jemanden von Euch Lesern geben sollte, der total hin und weg vom Projekt ist und uns gerne in irgendeiner Art und Weise unterstützen möchte ist ♥-lichst willkommen. Schließlich steht unsere Organisation erst in den Startlöchern und ist auf jegliche Hilfe angewiesen und sehr dankbar! Ich bin auch für alle Fragen offen und freue mich über Euer Interesse!
























Mushroom Farm Lodge – Livingstonia
Vor Kurzem gab es an unserer Schule „Mid-Term-Holidays“, sodass Schüler und Lehrer nochmal genug Zeit haben, um sich auf die Abschlussprüfungen vorzubereiten. Vom 3. bis zum 6. März hatten wir frei- erfahren haben wir davon allerdings erst am Montag dem 2.03. Ist scheinbar irgendwie in Vergessenheit geraten.
Die freie Zeit wollten wir natürlich sinnvoll für's Reisen nutzen und haben uns kurzerhand dazu entschieden nach Livingstonia zur Mushroom Farm Lodge zu fahren. Das ist von uns gar nicht so weit entfernt. Trotzdem haben wir vorher irgendwie nie die Zeit gefunden dort hinzugehen. Wir hatten allerdings schon einige Leute getroffen, die sehr von Livingstonia und v.a. von der Lodge geschwärmt haben. Das Tolle ist nämlich, dass alles hoch oben auf einem Berg liegt und man von dort eine unglaublich Sicht über das Land und besonders über den See hat. Wir sind den ganzen Weg von Chitimba (etwa 30min. mit dem Minibus von Chilumba entfernt) zur Lodge hoch gewandert. War etwas anstrengend und wir wurden auch vom Regen komplett durchnässt, doch die Aussicht hat sich am Ende definitiv gelohnt! Wir haben drei schöne Tage dort verbracht mit lecker Essen, haben andere Rumreisende kennengelernt und uns die Wasserfälle angeschaut.

Ekwendeni -  Johanna
Johanna ist eine Mitfreiwillige von uns und wohnt verhältnismäßig in der Nähe (~3 Std. Minibusfahrt), wenn man bedenkt, dass alle anderen Mitfreiwilligen unserer Organisation so um die 10 Std. von uns entfernt wohnen. Johanna wohnt in dem Ort Ekwendeni, der nur eine halbe Stunde von der Stadt Mzuzu entfernt liegt. So gut wie jedes zweite Wochenende unternehmen wir etwas zusammen und ihre Gastfamilie heißt uns immer herzlichst willkommen. Als wir sie beim letzten Mal besucht hatten, sind wir auf einen kleinen Berg bei ihr in der Nähe gestiegen und hatten schon wieder eine ganz tolle Sicht. Vor allem ist durch den Regen alles so unfassbar schön und grün geworden.
Wir drei verstehen uns was ein Glück wirklich gut und haben bisher alle großen Trips gemeinsam gemacht. Ich weiß nicht ob ich es schon mal erwähnt habe, aber wir nennen uns selber die „Nordlichter“, weil wir etwas abgeschottet vom Rest im Norden leben.

In etwa einer Woche gibt es Osterferien für zwei Wochen. Momentan sieht unserer Plan so aus, dass wir Zentral- und Südmalawi erkunden wollen. Wir haben vor auf den „Mount Mulanje“ zu steigen. Mal sehen ob alles so funktioniert, wie wir uns das vorstellen.