Montag, 8. Juni 2015

31.05.15 - „Baumschule adé“

In den vorherigen Blogeinträgen habe ich fast nur über positive Erlebnisse und Eindrücke berichtet (außer vielleicht meine Malaria und ein paar andere komische Krankheiten). Jetzt gibt es jedoch auch mal eine nicht ganz so coole Neuigkeit: Die Baumschule und somit auch das wirklich schöne Projekt existiert nicht mehr! Die Situation ist wirklich sehr eigenartig und auch Carmen und ich können es nicht so recht verstehen.
Fangen wir jedoch von vorne an:

Das Letzte Mal haben wir etwas von Keltone Mkandawire (so hieß der Leiter des Projekts) in den Osterferien gehört, als wir selber auf Reisen waren. Seit dem hatten wir gar keinen Kontakt mehr zu ihm. Wir können ihn weder auf dem Handy erreichen, noch hat er uns eine Nachricht zukommen lassen. Auch ein Kumpel von ihm hat sich schon bei uns gemeldet, weil Keltone noch wichtige Sachen, wie einen Laptop und ein Arbeitsdokument, von ihm hat. Kürzlich waren wir bei Keltones Haus, um uns selber ein Bild von der Lage zu verschaffen. Wo vorher unsere kleine umzäunte Baumschule stand, ist jetzt ein umgegrabenes Kartoffelfeld. Nichts von dem Alten ist mehr über.... Auch die Nachbarn meinten, dass er vor etwa zwei Monaten mit seiner Familie weggefahren ist - wohin, dass weiß leider keiner so genau.
Die Situation ist echt enttäuschend, weil wir viel Potenzial in der Baumschule gesehen haben. Schließlich standen wir kurz davor eine NGO zu werden und es gab schon Organisationen wie „USAID“, die bereit gewesen wären uns finanziell zu unterstützen. Es geht Carmen und mir nicht zwangsläufig um das Geld, welches wir persönlich investiert haben, sondern vor allem um die Zeit und das Vertrauen gegenüber Keltone.
Seit Malawi bin ich grundsätzlich gegenüber Leuten misstrauischer geworden. Das Problem ist leider oftmals, dass die Mitmenschen vor allem als erstes deine Hautfarbe sehen und nicht zwangsläufig deinen Charakter. Weiße Haut bedeutet in der Regel= viel Geld, reich. Sonderlich übel kann man es ihnen jedoch nicht nehmen. Die meisten Weißen die sie kennen sind Touristen, welche in großen Autos das Land durchqueren und um einiges wohlhabender als sie selber erscheinen. Nur wenige Malawier könnten sich selber so etwas leisten. Das es Armut in Europa gibt, können sie sich gar nicht vorstellen. Die Frage ist dabei, woher auch?
Nochmal zurück zu Keltone und das „Problem“ mit der Hautfarbe. In solchen Situationen ist es nicht immer ganz einfach zu erkennen wer wirklich dein Freund sein möchte. Mit Keltone war es ähnlich. Er war derjenige der auf Carmen und mich zugekommen ist und uns um Hilfe bzw. Unterstützung gefragt hat. Wir waren am Anfang etwas „vorsichtig“, wollten uns erst Mal alles genau angucken und haben schließlich erkannt, dass es Keltone ernst meint und selber sehr viel Herzblut in das Projekt gesteckt hat. Seit dem haben wir regelmäßig (besonders Carmen) mit ihm zusammengearbeitet und jede Woche konnten neue Erfolge verzeichnet werden.
Carmen und ich können uns auch ehrlich gesagt nicht recht vorstellen, dass das Verschwinden von Keltone mit uns zu tun hat, schließlich hätte er mit der Baumschule und der Idee, Briketts herzustellen ,demnächst eigenes Geld verdienen können...
Nun wisst ihr Bescheid, auch wenn ich Euch gerne mehr Informationen dazu gegeben hätte. Sollte sich etwas Neues herausstellen, lasse ich es Euch auf alle Fälle wissen!

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