Mittwoch, 25. Februar 2015

15.02.15 - Mal einen Blogeintrag „über mich“

Ich dachte es könnte mal ganz interessant für Euch sein, dass ich mal genauer darüber schreibe wie es mir in Malawi persönlich so geht. Ob ich zum Beispiel schon mal Heimweh hatte, was meine Pläne nach Malawi sind und wie es in meinem Projekt eigentlich aussieht.

Wirkliches Heimweh hatte ich bisher erstaunlicherweise noch nicht. Außer in den ersten zwei Tagen in Chilumba, wo alles sehr krass neu für mich war und ich mich gefragt habe, ob ich eigentlich verrückt bin, dass ich mir „so etwas antue“. Nachdem ich aber schnell erkannt habe, dass es in Malawi viel zu schön ist, um Heimweh zu haben, weil die meisten Leute wirklich super herzlich sind fiel es mir nicht schwer mich einzuleben. Das ist bis heute auch weiterhin der Fall! Ich habe wirklich das Gefühl angekommen zu sein und meinen Platz in Chilumba gefunden zu haben. Ich denke, dass ich die Kultur immer besser verstehe und mich dieser auch in gewissen Punkten gut anpassen kann. Ich fühle mich einfach sehr wohl hier.
Allerdings muss ich sagen, dass ich manchmal doch viel an Deutschland denke. Vor allem nachdem ich mein Rückflugdatum bekomme habe (komme am 14. August 2015 wieder), mein Zwischenseminar in Moshi (Tansania) hatte und mir langsam darüber Gedanken machen sollte, was ich eigentlich nach Malawi machen will...
Wenn ich an das Rückflugdatum denke, bin ich auf jeden Fall traurig das alles hier in Malawi zurückzulassen. Schließlich hat man sich schon irgendwie was aufgebaut. Seien es die Freundschaften, das verbesserte Unterrichten an der Schule, das vertraute Verhältnis zu den Kindern – solche Sachen einfach.
Auf der anderen Seite freue ich mich aber auch unglaublich auf Deutschland! Ich merke zum Beispiel langsam, dass es schwierig ist über E-Mail, Facebook und whatsapp wirklich Kontakt zu Familie, Freunden und Bekannten zu halten. Telefonieren ist meistens zu teuer und das Internet ist zu schlecht um zu skypen. Ich will alle endlich mal wieder „live“ sehen und direkt mit den Leuten reden – das fehlt mir etwas. Außerdem freut man sich schon auf einen gewissen „Luxus“, der mir erst hier in Malawi wirklich bewusst geworden ist. Ich glaube, dass ich so etwas schon mal am Anfang in einem Bericht erwähnt habe.
Es sind oftmals eher kleine und banale Dinge, die dennoch etwas ausmachen und worauf ich mich schon freue. Da wäre einmal, dass wir in Deutschland so gut wie nie Stromausfall haben; außerdem eine warme Dusche mit fließend Wasser haben; es gibt eine riesige Käsetheke im Supermarkt und der Käse und grundsätzlich Milchprodukte sind vergleichsweise echt nicht teuer; öffentliche Verkehrsmittel die meistens pünktlich kommen und nicht wirklich überfüllt sind; kulturelle Angebote wie Theater oder Kino; gemütlich im Schlafanzug auf dem Sofa sitzen (ohne zu schwitzen) und dabei Tatort gucken; schnelles und funktionierendes Internet; mein eigenes Bett; ein super ausgestattetes Krankenhaus; keine ekligen und giftigen Krabbeltiere; einen Backofen und einen Kühlschrank; Sprudelwasser... Das heißt jetzt nicht, dass es all diese Dinge in Malawi nicht gibt, aber zumindest in der Region wo Carmen und ich sind haben wir vieles von dem nicht.
Ich merke aber auch, dass mir manche dieser Sachen ab und zu fehlen, ich sie aber nicht zwangsläufig bräuchte. Dafür gibt es in Malawi nämlich viele andere Dinge die ich dafür niemals in Deutschland hätte und die mir sehr fehlen werden. Es ist schließlich immer „zweierlei“. In Deutschland hätte ich niemals diesen unglaublich tollen und schönen Malawisee; einen genialen Sternenhimmel; so viel Sonnenschein; viel offenere und freundlichere Menschen um mich herum – grundsätzlich mehr Lebensfreude (ist einfach mein persönlicher Eindruck); viele süße Kinder, die sich freuen einen zu sehen; eine ganz andere Natur; das Leben und geschäftige Treiben auf einem Markt; der bunte Kleidungsstil der Menschen – vor allem die Frauen, die fast alle farbenfrohe Chitenjes tragen; viel Geduld, Gelassenheit und Zeit... So herum muss man die Situation eben auch mal sehen.

Nun zu meiner Zeit nach Malawi: Pläne habe ich bisher nicht wirklich, dafür aber viele verschiedene Ideen. Ich bin mir immerhin schon mal sicher, dass ich nicht direkt zum Wintersemester anfangen möchte zu studieren. Auf studieren habe ich irgendwie noch keine Lust und fühle mich fast noch zu jung dazu... Dafür würde ich gerne erst mal etwas jobben und ein Praktikum machen. Ich hatte gedacht, dass ein Praktikum Richtung „Entwicklungsarbeit“ für mich interessant sein könnte, muss mich da aber erst mal informieren. Falls aber jemand gute Kontakte haben sollte, darf er/sie sich gerne bei mir melden! Im Januar/Februar würde ich gerne nochmal von meinem verdienten Geld verreisen – wohin ist noch offen. Bei den Studiengängen habe ich an Soziale Arbeit gedacht, Ethnologie, Soziologie, eventuell Kulturmanagement gedacht...
Wie ihr seht bin ich mir bei meinen Überlegungen noch sehr unsicher und hinter allem steht ein vielleicht. Aber gut, ich habe noch ein halbes Jahr in Malawi und man muss schließlich nicht immer direkt wissen was man will! Somit stehen mir noch alle Türen und Möglichkeiten offen.

An der Arbeit in der Schule hat sich nicht viel verändert. Ich unterrichte weiterhin meine Fächer, arbeite in der Bücherei und mache einmal die Woche zusammen mit Carmen eine Art Nachmittags AG. In der AG reden wir immer noch über Europa/Deutschland, malen und zeichnen aber auch gemeinsam mit den Schülern. Was ich seit diesem Schulterm Neues mache ist jeden Mittwoch Volleyballspielen mit den Schülern. Ursprünglich dachte ich, dass ich die Schüler ein wenig trainieren könnte, bis ich festgestellt habe, dass viele von denen viel besser spielen als ich – auch nicht schlimm, dann lerne ich eben von ihnen.

Ein ebenfalls ziemlich cooles Projekt, was schon länger am Laufen ist, ist die Baumschule von unserem Freund Keltone im Nebenort Uliwa. Keltone ist vor einigen Wochen auf Carmen und mich zugekommen, weil er unsere Hilfe für seine Baumschule brauchte. Insgesamt pflanzt er nämlich um die 3000 Bäumchen, weil Abholzung in Malawi ein großes Problem ist. Viele Leute benutzen immer noch Feuerholz aus der Umgebung zum kochen, da Kohle zu teuer ist. Er hat zusammen mit seiner Frau angefangen die Bäumchen zu pflanzen. Problem ist, dass er keinen Zaun hatte und teilweise die Schweine Sprösslinge gegessen haben und somit ein Teil der Arbeit zerstört wurde. Carmen und ich haben beim Aufbau eines neuen Zauns geholfen und das ganze Projekt ein wenig finanziell unterstützt.
Wenn die Bäume „groß genug“ sind will er diese an Schulen pflanzen lassen und somit das Umweltbewusstsein bei den jungen Leuten stärken.
Noch cooler ist, dass er das Projekt als NGO anerkennen lassen will und wir sogar Gründungsmitglieder sein könnten. Allerdings hakt es noch an ein paar formellen Dingen, die aber in zwei bis drei Monaten gelöst sein müssten. Bis dahin heißt es weiterhin fleißig Bäume pflanzen und gießen.
Eine weitere Idee von ihm ist, dass er aus Reisspelzen Briketts als neues „Feuerholz“ machen möchte. Reis wird hier viel angepflanzt, von daher würde es auch genügend Reisspelzen geben. Diese Briketts werden weitaus günstiger als Kohle und zudem viel umweltfreundlicher, da kein Holz mehr abgeholzt werden müsste. Momentan fehlt ihm aber noch das Geld, um sich eine solche Maschine, zum Herstellen der Briketts zu leisten... Sollte das mit dem Brikettverkauf tatsächlich funktionieren, könnte er sich am Ende sogar einen Großteil seines Unterhalts finanzieren.
Was wirklich toll ist, dass man bei Keltone merkt und sieht wie sehr ihm sein Projekt am Herzen liegt und er unglaublich viel Arbeit und Fleiß reinsteckt. Jedes Mal wenn wir ihn besuchen kommen, ist das Projekt ein Stückchen weiter gekommen.
Carmen und ich sind ebenfalls sehr gespannt wie sich dieses wichtige, sinnvolle und vor allem schöne Projekt weiter entwickeln wird. Wir sind jedenfalls guter Dinge!

Ihr Lieben, jetzt ist genau die Hälfte meines Freiwilligendienstes vorüber. Ich kann es oftmals selber gar nicht fassen, wie die Zeit so schnell herumgehen konnte.


Bis zum nächsten Eintrag,


Eure Carlotta

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